Das Bönninghausen-Modell

Informationen zum Homöopathischen Seminar
Sa. 3. März 2012
Homöopathie-Schule-Tübingen

Allgemeines

Geht es Ihnen/euch genau so? Jetzt im Winterhalbjahr häufen sich die Anrufe wegen Akutkrankheiten, Husten, grippalen Infekten, Tonsillitiden etc. Mit der normalen Repertorisation nach Synthesis oder Complete erreiche ich oft unbefriedigende Ergebnisse. Manchmal sind 2 oder 3 Anrufe nötig. Obwohl ich gute Rubriken verwendet habe, kommen die falschen Mittel nach vorne.

Seit einigen Jahren verwende ich mit oft besserem Erfolg die Bönninghausen-Methode. Hier werden die Symptome zerlegt und nicht zusammengezogen wie bei Kent.

Bsp.:
Kent: trockener Husten agg. in Rückenlage: 6 Mittel
Bönne: Husten trocken: 114 Mittel + allg. agg. Rückenlage: 48 Mittel = Schnittmenge 47 Mittel.

Je mehr Modalitäten ich habe desto genauer mein Ergebnis.
Bönninghausen zeigt mir auch Kontraindikationen, die ein best. Mittel, an das ich denke mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen oder bestätigen, d.h. meine Verordnungssicherheit wird deutlich größer!

Der Referent

Thorsten Stegemann zeigt nach einer Einführung anhand seines intuitiven Homöopathie- Programms jRep die Anwendung dieser genial einfachen Repertorisations-Methode und deren Weiterentwicklungen.
Die Teilnehmer können sich vor dem Seminar die vierwöchige Testversion von der Webseite www.jRep.de auf Ihr Notebook installieren. Ansonsten besteht dazu auch noch vor dem Seminar ab 8 Uhr Gelegenheit.

Der Referent Thorsten Stegemann, Arzt an der Hahnemann Krebsklinik Tübingen, mit Seminarteilnehmern.
Der Referent Thorsten Stegemann, Arzt an der Hahnemann Krebsklinik Tübingen, mit Seminarteilnehmern.

Die Bönninghausen-Methode

Grundlage: Therapeutisches Taschenbuch TTB (Erstes Repertorium)
Wichtig: es werden nur durch Arzneimittelprüfung (AMP) entstandene und durch Heilung verifizierte Symptome verwendet!! keine Nachwirkungen!! Dadurch deutlich kleinere Rubriken als bei Kent. Es finden nur 133 Mittel Aufnahme in das Repertorium (damals erst geprüft), dennoch lassen sich mit diesen Mitteln 90% der Fälle (vrw. Akutfälle) lösen. Pathognomonische (also krankheitstypische) Symptome werden von Kent verworfen, vom Bönninghausen jedoch als Ausdruck der Krankheit, sehr wohl verwendet.

Begriffserklärung
1. Der Genius

“Der Genius des Heilmittels muss in allen Fällen dem Genius der Gesamtkrankheit entsprechen, wie er sich durch seine charakteristischen Symptome zeigt.“ (Bönningh.) = Kongruenz d.h. Widerspruchsfreiheit zwischen Arznei und Krankheit.

Der Genius der Arznei zeigt sich durch die charakteristischen, hochwertigen Symptome vom Grad 3-5.

Es ist der rote Faden, der sich durch ein Arzneimittel oder eine Krankengeschichte zieht.

2. Das charakteristische Symptom (hat besondere Bedeutung)

Schon Hahnemann würdigte Bönninghausen und gab ihm einen Platz in der Fußnote des Organon § 153 “um die Aufstellung der charakteristischen Symptome der homöopathischen Arzneien, hat sich der Regierungsrat Freiherr von Bönninghausen durch sein Repertorium verdient gemacht” (Organon Fußnote § 153)

Ein Symptom wird dann charakteristisch, wenn:
  1. es an verschiedenen Orten auftritt
    z.B. das typ. Stechen von Bryonia tritt an verschiedenen Organen auf (Brust, Kopf, Gelenke etc)
  2. eine Modalität an verschiedenen Organen auftritt
    z.B. Bryonia V durch Bewegung B durch Druck kann Kopf, Gelenke, Schwindel etc. betreffen
  3. ein best. Begleitsymptom immer wieder aufritt
    z.B. Schwindel in Verbindung mit Kopf-, Magenschmerz, Fieber etc.
  4. eine best. Kombination immer wieder auftritt
    z.B. stechender Schmerz und V Bewegung
  5. es ein auffallendes, ungewöhnliches psychisches Symptom darstellt

3. Die Causa

Hat großes Gewicht bei der Fallanalyse

4. Das vollständige Hauptsymptom

Das hauptsächliche Leiden, das den Patienten in die Praxis führt. Es muss durch Modalitäten, Ort, Empfindung und begleitende Beschwerden genau bestimmt werden. Nur Symptome mit der Wertigkeit 3-5 zählen.

5. Das vollständige Nebensymptom

Nebensymptome treten unabhängig vom Hauptsymptom auf. Nebensymptome, die schon vor dem Hauptsymptom bestanden, werden zur Repertorisation nicht herangezogen.
Nebensymptome, die mit oder nach dem Hauptsymptom entstanden, sind leitend für die Mittelwahl. Beim Nebensymptom werde alle Grade verwendet.

6. Das Gemütsymptom (zur Endabgleichung)

Die Gemütsymptome haben im Gegensatz zu Kent nur zur Unterscheidung der Mittel Bedeutung. Es sei denn, sie sind sehr ausgeprägt und waren vor Entstehen der körperlichen Hauptbeschwerde nicht vorhanden.

Die dissoziierte Repertorisation Bönninghausens
(im Vergleich zu Kent)
Bönninghausen Kent
zerlegt (dissoziiert)
alle Symptome
zieht Symptome zusammen
(synthetisiert)

Beispiel: Symptom: Herzklopfen V Wein
Kent: Brust, Herzklopfen, Wein, durch: “Naja, Nux-v“
Bönninghausen: Gefäße, Puls, Herzschlag: Herzklopfen 102 Mittel Verschlimmerung nach Umständen, Nahrungsmittel Alkoholika, Wein: 35 Mittel -> Schnittmenge: 30 Mittel

Die Polaritätsanalyse
(Kontraindikationen für ein Mittel)

Viele Mittel haben in ihren Modalitäten eine gewisse Anzahl polarer Symptome. D.h. das Mittel tritt z.B. sowohl in der Rubrik B Bewegung als auch bei V durch Bewegung auf. (oder B Wärme und V Wärme) Nun kommt es darauf an, in welchem Grad es in der jeweiligen Rubrik steht. Tritt ein Symptom beim Patienten mit deutlicher Ausprägung auf (3-4-wertig) so muss es auch im TTB 3-4-5-wertig auftreten. Widerspricht es sich gar in hohem Maße (z.B. Durst bei Bryonia) ist es eine Kontraindikation für ein Mittel

Beispiel: Nux vomica hat Abneigung geg. Bewegung im Grad 3 und Verlangen nach Bewegung im Grad 1 Wir denken bei einem Patienten an das Mittel Nux vomica und er hat ein auffälliges Verlangen zu joggen, Tennis zu spielen etc. Für Bönninghausen wäre das eine Kontraindikation für das Mittel.

Weitere Beispiele:
Ein Mensch hat in gesunden Tagen ein Verlangen nach Milch und jetzt, seit seiner Erkrankung (seit Erscheinen des Hauptsymptoms,) eine extreme Abneigung gegen Milch, so ist das auffallend, charakteristisch. Zudem schwitzt der Mensch stark. ->Wir schauen im TTB unter Körperteile und Organe, Abneigung, Milch und sehen Calc im 4. Grad. Die Rubrik enthält ein P (wie Polarität). Jetzt schauen wir unter Verlangen Milch nach und sehen es im 2. Grad. Das Mittel kann also bestätigt werden. (Sil wäre in beiden Rubriken 4-wertig: wäre also möglich (Merc wäre unter Verlangen Milch 4-wertig unter Abneigung nicht aufgeführt, wäre also eine Kontraindikation für das Mittel.)


Literatur:
  • Homöopathie Zeitschrift Sonderheft 02 (2002)
    “Die Bönninghausen- und Bogermethodik“
  • Bönninghausens Therapeutisches Taschenbuch Ausgabe 2000 revidierte Ausgabe, Hrg. Gypser, Sonntag Verlag
  • Effiziente homöopathische Behandlung Heiner Frei Haug Verlag
  • Bönninghausens Therapeutisches Taschenbuch Ausgabe 1846 Narayana Verlag (wesentl. günstiger mit Polaritätsangabe)


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