Rheumatoide Arthritis bei einer 49-jährigen Frau

Fallstudie

Autor: Volker Weis

Frau M.S., brünett, Brille, klein, schlank, lebhaft, redet schnell. Sie arbeitet als Subunternehmerin für eine Versandhaus-Kette.

Erstanamnese Mai 2003.

Das Rheuma besteht seit 2 Jahren, begann im rechten Arm und rechten Knie. Konventionell wurden zunächst eine Schiene, Einlagen, später Cortison und Schmerzmittel verschrieben. Sie hat sehr schlechte Leberwerte wegen vieler allopath. Medikamente.

Heute sind linke Hand, Daumen-Grundgelenk und Ellbogen sowie rechter Knöchel und Knie betroffen.

Die schmerzhaften Beschwerden verschlimmern sich bei Wetterwechsel(3), nasskaltem Wetter(2), Kälte(3), morgens beim Anziehen und Zähneputzen(2), nachts im Schlaf(2) sie erwacht daran, - und sie bessern sich durch fortgesetzte Bewegung(2), heißes Baden(3), wenn Migräne auftritt und am Meer, da ist nach ein paar Tagen alles weg. Frau S. ist ein kalter Mensch, besonders Hände und Füße. Am Kopf finden sich Warzen und Muttermale, nicht am Körper.

Die Migräne besteht schon seit der Pubertät. Sie tritt nur vor Menses(3) auf, sobald die Menses eintreten ist alles besser.

Es bestehen Magenschmerzen (seit ?) durch den Genuss eiskalter Getränke(2) und durch Ärger und Aufregung(2).

Sie klagt über hohen Blutdruck mit Schwindel beim Aufstehen vom Bett. 10 Jahre Einnahme von Effortil® (Antihypertonikum). Jetzt nicht mehr.

Psychisch bezeichnet sie sich als reizbar, schlimmer bei Regenwetter(2), sie nörgelt dann viel an ihrem Mann rum. Streiten kann sie gut und nachgeben schlecht. Zornig wird sie, wenn er nicht pünktlich nach Hause kommt. Zum Weinen ist ihr manchmal vor Schmerzen.

Ihre Kindheit verbrachte sie auf dem Bauernhof. Sie war die Älteste und musste viel helfen. Die Eltern waren gut, hatten aber nie Zeit.

Ihre 1. Ehe war unglücklich. Ihr Mann ging 10 Jahre fremd und hat vom gemeinsamen Sohn sogar noch das Sorgerecht gekriegt bei der Scheidung. “Der sagt heute nicht mal mehr Mama zu mir!“ Sie fiel in eine schwere psychische Krise, kapselte sich total ab, ging nicht mehr aus und wurde zum “Außenseiter“. Sie wurde ein halbes Jahr mit “Saroten“® (Antidepressivum) behandelt. Zweieinhalb Jahre war sie allein, arbeitete im Altersheim. Dann heiratete sie ihren jetzigen Mann, mit dem sie jetzt 14 Jahre eine “harmonische Ehe“ lebt.

Ängste? vor Prüfungen(3), nicht rechtzeitig anzukommen, Horrorfilme, vor Mäusen und Ratten(3), in ein Loch zu fallen (davon träumt sie auch öfters), vor Gewitter(3).

Nahrungsverhalten:

Verlangen: Salat, Obst, eher halbreifes(3), Pflaumen, Birnen, Orangen(4), Eiscreme(3), Salz(3). großer Durst bes nach warmen Getränken (es ist Mai) Abneigung: Zitronen(2), Zwiebeln(4), Milch(3), Süßes(3). Schlecht verträglich: Schwarztee und Kaffee, macht schlaflos. Stuhl: OB, keine Blähungen

Urogenitaltrakt: Menses: unregelmäßig seit 1 Jahr. Libido: gering Keine Blasen-EZ. Ausfluss während der 1. Ehe: wurde behandelt.

Krankheiten: 7.-15. Lj. Hautausschlag B durch Salben und Eintritt der Periode. - 18. Lj. Appendektomie, - Impfungen: OB, - Chrom-Nickel-Allergie,

Familienanamnese:

Mutters Linie: M: Star-OP, großes Muttermal, MM: † Magen-Ca 70 Lj.
Vaters Linie: V: Hyperthyreose, VM: Struma, Warzen alt geworden, VMS(Schwester): Rheuma, VV: † Krieg. Der Bruder der Patientin leidet an Gicht.

Indiziertes Mittel:

Medorrhinum LM 6 tägliche Einnahme

Reaktionen: (Nach einem Monat): Besserung des Rheumas um 50% “Ich freu mich jeden Tag!“ Ihr Schmerzmittel nahm sie in 4 Wochen nur einmal. Neuerdings hat sie immer einen metallischen Geschmack im Mund (sie hat Amalgam- und Goldfüllungen im Mund).

Einmal hatte sie einen Migräneanfall. Die Magenschmerzen sind weg. Der Schwindel ist besser. Psychisch: “Ich bin fröhlicher und unternehmungslustiger!“

Das Mittel wurde ein Jahr lang gegeben: LM 6, 9, 12, 24, 30, 45, 60

Bei einem Autounfall im März 2004 brach sie sich einen Zeh und bekam ein anderes Mittel

August 2004: (Nach 15 Monaten Behandlung)

Das Rheuma ist ca 90% besser, die Schmerzen sind jetzt im Knie ab und zu. Als sie in den Klimakterischen Wechsel kommt, benötigt sie als Ergänzungsmittel Sulfur in LM-Potenzen über einige Monate, danach wieder ihr bewährtes Konstitutionsmittel Medorrhinum.

Es kommt unter dem Konstitutionsmittel zur verstärkten Ableitung und Ausscheidung von Stoffwechselgiften. Die Beschwerden werden immer weniger und die Kontakte mit mir spärlicher.

Einmal hatte sie noch eine große Krise, als sie erfuhr, dass die Mutter Krebs hat und außerdem von der Versandhaus-Firma stark unter Druck gesetzt und schließlich gekündigt wurde. Das war ein Schock: sie rutschte in Trauer und Depression und das Rheuma flackerte nochmals kurz auf.

Heute hat sie nur noch sehr selten und schwach rheumatische Beschwerden, ich höre nur 1-2x im Jahr von ihr.

Zum Schluss bemerkt:

Medorrhinum ist nur eines von vielen Mitteln, die bei Rheuma eingesetzt werden können. Nur durch genaue Befragung lässt sich bei jedem Menschen sein individuelles Mittel finden. Dazu braucht es den fachkundigen Rat eines homöopathischen Heilpraktikers oder Arztes. Behandeln Sie sich nicht selbst!



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