Wiederkehrende Mittelohr-Entzündungen bei einem 2 1/2 jährigen Jungen

Fallstudie

Autor: Volker Weis

Lorenz ist ein sehr großes Kind, er hat einen großen Kopf mit blondem Haar und wog bei der Geburt 4,5 kg.

Die Mutter erzählt:
Mit 9 Monaten sei bei Lorenz die erste schwere Otitis aufgetreten: er habe sich wie wild gebärdet damals. Nun, ein 3/4 Jahr später hätte er schon die dritte gehabt, wieder auf der linken Seite. Ein anthroposophischer Arzt habe Apis, Belladonna, habe Lachesis ins Mastoid gespritzt und Zwiebelwickel verordnet. Schließlich hätte er doch Antbiotika gegeben. Danach sei es wieder zu einem heftigen Rückfall gekommen. Ein anderer Arzt gab “Lachesis Globuli“ und wieder ein anderer vermutetet ein Milch-Eiweiß-Allergie. Impfungen waren bis dato noch nicht.

Gab es ein Ursache? "Er hat kalte Füße bekommen."

Bitte beschreiben Sie Lorenz. Er ist ein unkompliziertes Kind. Er ist introvertiert, sehr ausgeglichen, friedlich, kommunikativ. Er ruht in sich! Tanzen liebt er über alles (3). Ansonsten ist er ausdauernd, bleibt lange sitzen.

Entwicklung? Gehen mit 14 Monaten, Krabbeln nur rückwärts, Sprechen: Noch nicht. Sein Vokabular sei noch sehr klein: “Mama, Papa, Ba (Ball), mm (Kuh). Zahnung ab dem 6. Monat. Die Zahnung sei grad ein großes Thema. 4 Frontzähne sind auf einmal gekommen, aber es geht langsam. Bei der Zahnung hat er Schnupfen. Nachts sei der Mund deshalb offen.

Nahrungsverhalten:

Verlangen: Würstchen(3), Schinken(3), Gemüse, Frühstückbrei, Eier(3) “ein ganzes Ei oder gar nicht!“ Er sei ein guter Esser!
Stuhl: weich, breiig, von sauerem Geruch. Aber jetzt bei den Ohrenschmerzen: Verstopfung

Sonstiges: Lorenz sei ein “Schwitzetyp“. Er schwitze im Schlaf am Kopf. Er habe oft kalte Füße. Schlaf: in Knie-Ellbogen-Lage

Familienanamnese:

Mutters Linie:
Mutter: Akne rosacea, Dermatitis, Porzellanhaut als Kind, OP Harnröhre als Kind.
Mutters Mutter: Aortenriss,
Großtante: Aortenaneurisma.
Mutters Großmutter: Probleme mit der Aorta und den Herzkranzgefäßen
Mutters Vater: Prostata-Ca. Borderline

Vaters Linie:
Vater: Otitiden, Leberschwäche,
Vaters Mutter: 9 Kinder, Bauernhof,
Vaters Vater: gewalttätig. Psychose, Kriegstrauma.
(Lorenz sei dem Vater ähnlich)

Verordnung:

Calcium carbonicum LM 1, täglich 2 Tropfen auf ein Glas Wasser, davon 1 Teel.

Reaktion nach 3 Wochen:

Erst sei der Stuhl sehr weich stinkend gewesen und er habe unruhige Nächte gehabt.
Er spreche jetzt mehr, er übe jetzt Rennen. “Wir haben kein Baby mehr!“
(Lorenz hat sich äußerlich verändert. Das Gesicht sieht strukturierter, schlanker aus)
Er trinke mehr. Weine und schimpfe bei Enttäuschung, wolle schneiden und hämmern.
Könne sich besser abgrenzen gegen seine beiden älteren Schwestern und gegen die Eltern.

Nach 7 Wochen:

Lorenz ist gewachsen, die Haare auch. Das Schwitzen sei besser. Er sei nun seit Wochen ohne Erkältung. Könne auf einem Bein stehen.

Nach 4 Monaten:

Im Mai des Jahres wieder eine Mittelohr-Entzündung, dieses Mal leichter: ein Akutmittel half schnell. Die Abschwächung der Anfälle bestätigt den Heilungsverlauf. Danach weitere Einnahme des chronischen Mittels Calcium carbonicum.

Ein Jahr später:

nochmals eine leichte Mittelohr-Entzündungen. Es wurde wieder ein Akutmittel gegeben. Danach wieder das chronische Arzneimittel.

Das sogenannte Konstitutionsmittel Calcium carbonicum war das eigentliche Mittel und wurde in steigenden Potenzen von LM 1 - LM 6 gegeben.
Es stabilisierte das Kind in entscheidendem Maße, so dass die Neigung zu MittelohrEntzündungen ausgeheilt werden konnte.

Fazit:

Es wird ja immer wieder gewarnt, dass Mittelohrentzündungen unbedingt der Antibiose bedürfen. Das wird ja immer und immer wieder gemacht bei vielen Kindern, mit dem Effekt dass die Entzündungen immer häufiger kommen weil das Immunsystem nicht gestärkt wird. Ein Konstitutionsmittel stabilisiert den Menschen auf einer tiefen Ebene. Wird es gefunden erstarkt das Immunsystem und auch das Kind entwickelt sich spürbar und sichtbar auch in seinem Allgemeinbefinden, der Entwicklung und Reife.

Calcium carbonicum wurde gefunden anhand genauer Auswertung der Symptome mit dem Complete Repertorium. Es war Lorenzʻ Mittel. Ein anderes Kind mit anderen Symptomen hätte ein anderes Mittel gebraucht.

Denn jeder Mensch ist anders.



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