Behandlung einer seit 11 Jahren bestehenden Schilddrüsen-Überfunktion

Fallstudie

Autor: Volker Weis

Frau P., 46 J., ist schlank, leptosom, engbrüstig, sehr agil in Bewegungen und im Reden.
Mutter von drei heranwachsenden Kindern, von ihrem Mann getrennt lebend.

Erstanamnese:

Januar 2009
Die Schilddrüsenüberfunktion bestehe seit 1998 und war damals ein Befund ohne Beschwerden.
Ihre Werte sind nun seit ein paar Monaten 4-fach erhöht (welche kann sie nicht sagen). Die Drüse ist verhärtet(3) rechts und links. Ihr Hausarzt verschrieb Medikamente: Carbimazol® (ein Thyreostatikum) und Propranolol® (ein ß-Blocker, den sie jedoch nicht einnimmt).

Sie habe viele Ängste, befürchtet, dass ihr Haus einfrieren könne oder dass das Auto nicht mehr laufe. Sie träume von Katastrophen. “Eigentlich bin ich kein ängstlicher Typ, aber jetzt...“ Frau D. hat sich nach langen Jahren Ehe von ihrem Mann getrennt, der sie nicht achtete und nicht liebte. Sie lebt jetzt in einem kleinen alten Häuschen allein. Seit 1 Jahr hat sie wieder einen Freund.

Frau P. hüstelt die ganze Zeit, (es hört sich richtig schwindsüchtig an). Das habe sie seit 19 Jahren, seit der Geburt ihres ersten Sohnes. Der Husten sei besser im Liegen und durch warme Getränke, und schlimmer beim Aufstehen vom Liegen und durch Reden.
Seit ein paar Wochen habe sie eine große Ruhelosigkeit in der Brust in der Herzgegend und Herzklopfen schlimmer bei Aufstehen vom Liegen.

Kopfschmerzen, Migräne seien eine alte Krankheit von ihr. “Seit der 3. Klasse.“ Das habe sich gebessert, seit sie von Mann und Kindern ausgezogen ist. Früher habe sie es ca. einmal im Monat gehabt. Benuron-Zäpfchen® und Liegen im Dunkeln besserten.

Allgemeines:

Frau P. ist KALT und kaltes Wetter möge sie nicht.
Sie leide aber an Hitzewallungen tags und nachts, sei dann nass geschwitzt und stecke auch mal die Füße aus dem Bett.
Seit Ende des vorigen Jahres sei sie so schwach: jede kleinste Anstrengung sei schlimm:
z.B. zur Toilette zu gehen, Aufstehen oder auch Reden.
Ihr Blutdruck ist 85:55, der Puls 88.

Nahrungsverhalten:

sie leide unter Appetitlosigkeit, müsse sich zwingen zum Essen.
Verlangen: warmes Wasser (wenig), Bananen. Abneigung: Eier (verträgt sie aber)
Schlecht verträglich: rohe Zwiebeln(3) -> machen Blähungen und sie fühlt sich unwohl.

Sonstiges:

Mit 5 Jahren hatte sie Gelbsucht, mit 8 Jahren eine Appendizitis. Die Impfungen bekam sie alle und habe sie wohl auch vertragen.

Familienanamnese:

Bruder 1: Lupus erythematodes, Herzprobleme
Bruder 2: Alkoholiker
Mutter: Migräne, Depression, Tod durch Suizid, evtl. TBC, unglückliche Ehe, viele Altersflecke
Mutter der Mutter: Altersflecken, Warzen
Vater der Mutter: im Krieg gefallen
Vater: Herzdilatation, zwei Herzinfarkte
Bruder des Vaters: mehrere Herzinfarkte
Mutter des Vaters: Herzprobleme
Vater des Vaters: Herzprobleme, Alkoholismus

indizierte Mittel:

Die Frau bekam zunächst Spongia, den jodhaltigen Meeresschwamm in der Potenz LM 3.
Als die Besserung stagniert bekommt sie Thuja C 30 und danach wieder Spongia.

Reaktion:

“Psychisch und körperlich mehr Kraft. Depression und die Wehrlosigkeit werden besser.
Die Schilddrüse wird kleiner und weicher. Der chronische Husten verwindet.
Hat Carbimazol weggelassen. “Mir geht's supergut, ich habe eine totale Hochphase. So gut gings mir schon lange nicht mehr!“
Die Patientin meldet sich lange nicht, schließlich nach 10 Monaten doch mit einer starken Verschlimmerung von Müdigkeit, Kopfschmerzen, Herzrasen und Durchfall.
Seit 2 Wochen nimmt sie wieder die Medikamente vom Arzt.
Carbimazol(Thyreostatikum) 1x/Tag.
Was war geschehen?

Erklärung:

Spongia war zwar das richtige Mittel, wurde aber zu lange eingenommen ohne Pause.
Die homöopathische Medikamentation wird in der Einnahme reguliert, das Medikament in der Potenz verändert und die Besserung schreitet wieder in großen Schritten voran.
Auch 10 Jahre später noch braucht Frau P. keine schulmedizinischen Schilddrüsen-Medikamente nur von Zeit zu Zeit ihr Konstitutionsmittel.

Zum Schluss bemerkt:

Jeder Mensch ist anders. Was für den einen ein heilendes homöopathisches Medikament ist, kann dem anderen schaden. Behandeln Sie sich nicht selbst.
Die Rückmeldung zum behandelnden Homöopathen ist deshalb so wichtig.
Dieses Beispiel soll zeigen, das die Auffindung der passenden homöopathischen Mittel nur ein Teil der Behandlung ist. Der zweite ist die Überwachung der Reaktion durch den Fachmann/die Fachfrau.



Spongia

Spongia



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